29. Juni 2020
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Delegierte des VII. Gewerkschaftstages des Thüringer Beamtenbundes fordern Wertschätzung als strategisches Handlungsziel in der Personalarbeit

Beschäftigte des öffentlichen Dienstes möchten wertgeschätzt werden

Wertschätzung ist eine Grundvoraussetzung zwischen Arbeitgeber und seinen Beschäftigten. Nur mit dieser kann auch zukünftig gutes Personal für den öffentlichen Dienst in Thüringen gewonnen werden. In diesem Zusammenhang hat der thüringer beamtenbund und tarifunion die Schwerpunkte seiner Arbeit auf dieses Thema ausgerichtet.

Das Image des öffentlichen Dienstes verbessern
Das Image des öffentlichen Sektors ist vielfach mit negativen Klischees verbunden. Manche davon gründen auf Tatsachen: So zeichnet sich der öffentliche Dienst durch eine relativ beschränkte Anzahl an Anreizen aus. Die Anreize, die vielen Menschen in den Sinn kommen, wenn sie an die Verwaltung denken, beziehen sich zu meist auf den Eintritt in den öffentlichen Dienst: sicherer Arbeitsplatz mit Lebens-zeitanstellung, Pensionsansprüche, planbare Karrieren, und andere. Hat sich jemand einmal für eine Stelle im öffentlichen Dienst entschieden, so sind die Leistungsanreize allerdings Mangelware. Zusätzlich können die bereits genannten An-reize für den Eintritt junger Menschen in den öffentlichen Dienst sogar kontrapro-duktiv wirken.

Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft
Für künftige Nachwuchskräfte sollte stärker herausgearbeitet werden, dass der öf-fentliche Dienst die größte Adresse mit ist, wenn man einen Beruf ergreifen will, bei dem im Vordergrund steht, anderen zu helfen und mit seiner eigenen Arbeit zum Gemeinwohl beizutragen, so Schönborn. „Dafür müssen jedoch in einigen Be-reichen wieder die Voraussetzungen geschaffen werden, dass Dienstleistungsmentalität und auch die Geschwindigkeit der Antragsbearbeitung wieder Schwerpunkt sein können. Dies schaffen wir nur mit einer ausreichenden Personaldecke, gut ausgebildeten und sensibilisierten Führungskräften und klaren Gesetzen.“

Wertschätzendes Klima schaffen
Hierzu erklärt der stellvertretende Landesvorsitzende des tbb, Frank Schönborn: „Erfolgreiche Arbeit der Beamten im Freistaat gründet im Wesentlichen auch auf den Grad der Wertschätzung, welche sie durch den Dienstherrn erfahren. Eine hohe Wertschätzung verbessert die Zufriedenheit, die Identifikation der Beschäftigten mit ihrer Behörde, sowie deren Motivation. Von solch einem guten Arbeitsklima profitieren
neben unseren Kolleg(inn)en in erster Linie auch die Bürgerinnen und Bürger im Freistaat,
was nicht zuletzt auch im Interesse der Landesregierung liegen sollte.

Wir möchten, mit dem, was wir sind, was wir machen und geleistet haben, gesehen und anerkannt – eben wertgeschätzt – werden.

Richtig angewendet, setzt Wertschätzung enorme Kräfte frei und wirkt motivierend.“ Wertschätzung darf dabei jedoch keine Einbahnstraße sein. Ebenso, wie die Beschäftigten im öffentlichen Dienst angehalten sind, die Bürgerinnen und Bürger im Freistaat respektvoll und angemessen zu behandeln, so muss dies in umgekehrter Richtung ebenso der Fall sein.

Kommunikation als Schlüsselfaktor verstehen
Der öffentliche Dienst ist Garant für rechtsstaatliche und sichere Verhältnisse und zudem wichtiger Dienstleister und Multiplikator für den gesellschaftlichen Zusammenhalt aller in Deutschland lebenden Menschen. „Der Schlüsselfaktor zum Gelingen einer umfassenden Sachverhaltsermittlung ist in jedem Fall eine wertschätzende Grundhaltung sowohl auf Seiten der antragstellenden Bürgerinnen und Bürger als auch bei dem Verwaltungspersonal. Dies ist eine besondere Herausforderung, wenn Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen aufeinandertreffen“, so Schönborn. Dabei versteht sich Wertschätzung nicht als Charaktereigenschaft, sondern eine Kompetenz, die man erwerben kann und weiterentwickeln muss. Das Fazit für den öffentlichen Dienst zieht er daher in der Rekrutierung von kommunikationsstarken Menschen aber auch in der Schaffung von „mehr Raum für Kommunikation“. Ein Sachbearbeiter, der nur 10min Zeit für eine Antragsbearbeitung habe, könne auch seine Kommunikationsstärke nicht nutzen, erklärt der tbb Vize.

Forderung nach Handlungsprogramm für Wertschätzung
Der tbb fordert, gemeinsam mit den Ressorts und den Personalvertretungen ein Handlungsprogramm zu ressortinternen und ressortübergreifenden wertschätzenden Maßnahmen zu erstellen.


Mit den Maßnahmen zur Wertschätzung soll insbesondere erreicht werden, dass:
➢ die Arbeit der Bediensteten für diese spürbar anerkannt und gewürdigt wird,
➢ die Gesunderhaltung der Bediensteten gefördert wird,
➢ die Motivation, Loyalität und damit die Leistungsbereitschaft der Bediensteten erhöht werden,
➢ den Schutz der Beschäftigten bei Ausübung ihrer Tätigkeit vor Dritten gewährleistet wird. In diesem Zusammenhang fordert der tbb mehr Rechtsschutz/ Kostenübernahme bei Verfahren, die gegen Beschäftigte bei Ausübung des Dienstes entstehen,
➢ eine leistungs- und funktionsgerechte Besoldung bzw. Bezahlung und eine angemessene Teilhabe an der wirtschaftlichen Entwicklung,
➢ eine amtsangemessene und sichere Versorgung,
➢ zeitgleiche und systemgerechte Übertragung der Tarifergebnisse auf den Beamtenbereich.

„Bei unserem Nachbarn im Freistaat Sachsen gibt es ein solches Programm seit 2018“, so Schönborn abschließend.

 

Pressemeldung als PDF

Bericht über die Initiative „Wertschätzung im Öffentlichen Dienst des Freistaates Sachsen“

Landesregierung Sachsen Kabinettsbeschluss Nr. 060 910 vom 25. Juni 2019

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