19. Januar 2021
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Gleichstellungsindex 2020

Keine Fortschritte ohne flexiblere Führungsmodelle

Die Bundesverwaltung tut sich schwer mit der Gleichstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen. dbb frauen Chefin Milanie Kreutz fordert eine zügige Umsetzung des Zweiten Führungspositionengesetzes und blickt erwartungsvoll auf das behördenübergreifende Modellprojekt „Führen in Teilzeit“.

„Bei der Gleichstellung tritt der Bund seit Jahren auf der Stelle. Mit der Reform des Führungspositionengesetzes gibt es nun endlich ein festes Ziel, Führungsaufgaben bis 2025 geschlechtergerecht zu besetzen. Dass jetzt keine Zeit zum Däumchen drehen bleibt, bestätigt die langsame Entwicklung des Anteils von Frauen an Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden,“ kommentierte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz die am 12. Januar 2021 veröffentlichten Ergebnisse des Gleichstellungsindex 2020. Danach stieg der Anteil an weiblichen Führungskräften in den obersten Bundesbehörden um nur knapp ein Prozent von 36 auf 36,9 Prozent.

Darüber hinaus müssten die Dienstherren sich mit ihrer jeweiligen Behördenkultur kritisch auseinandersetzen. „21 von 24 Behörden beschäftigen immer noch deutlich mehr Männer als Frauen in Führungspositionen. Da läuft doch einiges gewaltig schief bei der Gleichstellung. Die Behördenleitungen müssen jetzt endlich aufhören, sich ihre Personalstatistiken schönzureden. Es geht darum, die Ursachen zu identifizieren, sie ernst zu nehmen und sie dann zügig zu beseitigen“, mahnte Kreutz. Unlängst seien die Gründe für die fehlenden weiblichen Führungskräfte bekannt. „Der delikate Balanceakt zwischen Familie und Beruf ist für viele Frauen und Männer eine der größten Herausforderungen ihres Lebens. Wenn Arbeitgebende hier tradierte Strukturen teilweise aufbrechen und modernisieren, dann leisten sie nicht nur einen gesamtgesellschaftlichen Beitrag zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern, sondern werden selbst auch attraktivere Arbeitgebende für Beschäftigte und potenzielle Jobsuchende. Nur mit einem klaren Bekenntnis der Behördenleitung zu mehr Flexibilität in der Arbeitsorganisation werden Frauen und Männer vergleichbare Aufstiegserfolge erzielen“, so Kreutz.

Der Gleichstellungsindex 2020 verdeutlicht auch, dass vor allem beim Thema „Führen in Teilzeit“ viel Potenzial besteht. Dazu soll laut Bundesfamilienministerium noch in diesem Jahr ein behördenübergreifendes Projekt angestoßen werden. Aus Sicht der dbb frauen sind flexible Führungsmodelle nicht nur in den obersten Bundesbehörden, sondern im öffentlichen Dienst allgemein sowie auch im Privatsektor ein wichtiges strategisches Element, um eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in der Arbeitswelt zu beschleunigen. „Das geplante behördenübergreifende Modellprojekt ‚Führen in Teilzeit‘ kann eine wichtige Blaupause für die zukünftige Ausgestaltung von Führungspositionen in allen Bereichen werden. Wenn die obersten Bundesbehörden hier mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch auf den oberen Stufen der Karriereleiter möglich ist, wird die Signalwirkung nach außen von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein.“

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