Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen Anstieg bei ohnehin gravierendem Unterschied zwischen den Teilzeitquoten von Frauen (50 Prozent) und Männern (13 Prozent) auf.
Milanie Kreutz, stellv. dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb Bundesfrauenvertretung, forderte am 29. April 2024 in Reaktion auf die neuen Zahlen echte Veränderung: „Die Situation erfordert nicht nur eine Neubewertung der Arbeitsmarktstrategien und eine stärkere Förderung von Gleichstellung am Arbeitsplatz. Wir müssen außerdem kulturell umdenken, Geschlechterrollen hinterfragen und die Verteilung von Sorgearbeit umgestalten. Frauen muss es möglich sein, ihre Karrieren ohne unnötige Hindernisse zu verfolgen und gleichzeitig ein Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu finden.“ Nur so könne eine echte wirtschaftliche Gleichstellung erreicht und der gesellschaftliche Wohlstand gesteigert werden.
Laut den Zahlen von DESTATIS gaben 27 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen als Grund für die reduzierte Arbeitszeit die Betreuung von Kindern an – dagegen nannte nur 6 Prozent der Männer dies als Grund. „Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: In einem überwältigenden Prozentsatz der Fälle sind es Frauen, die diese essenzielle, unbezahlte Sorgearbeit leisten“, erklärte Kreutz. „Aufgrund der hohen Teilzeitquote verdienen Frauen im Schnitt weniger und müssen ihre beruflichen Ambitionen häufiger hinter ihre familiären Pflichten stellen. Währenddessen bauen ihre männlichen Partner oft ungehindert ihre Karrieren aus.“ Durch die reduzierte Erwerbstätigkeit erhalten sie weniger Rente, und können weniger bis gar keine Rücklagen ansparen. Die Folge ist vielfach Altersarmut. „Sorgearbeit darf nicht zu finanziellen Nachteilen führen“, stellte Kreutz klar.
Die dbb frauen Chefin sieht die Arbeitgeber in der Pflicht: „Wir brauchen ihre Unterstützung, um Arbeitsmodelle zu schaffen, die echte Flexibilität und Gleichberechtigung fördern. Modelle, die es Frauen ermöglichen, in der Mitte ihres Lebens nicht zwischen Familie und Beruf wählen zu müssen, sondern beides erfolgreich miteinander zu verbinden.“ Arbeitgeber sollen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie aktiv fördern, um Frauen in allen Lebensphasen zu unterstützen und zu stärken. Laut Gender Gap Report 2023 hinkt Deutschland im internationalen Vergleich bei der Gleichstellung von Frauen in der Wirtschaft deutlich hinterher, insbesondere was die Teilzeitquote und den Anteil von Frauen in Führungspositionen betrifft: Deutschland hat eine der höchsten Teilzeitquoten der Welt.