23. Juni 2025

Dankeschön!

23. Juni – Internationaler Tag des öffentlichen Dienstes

Der öffentliche Dienst, von A wie Agentur für Arbeit bis Z wie Zoll, deckt vieles ab und bildet die Grundlage für einen funktionierenden Staat. Um die Arbeit der Menschen im öffentlichen Dienst zu würdigen, wurde im Jahr 2003 „der Tag des öffentlichen Dienstes“ von den Vereinten Nationen initiiert.

Auch wir als dbb jugend thüringen möchten diesen Tag nutzen, um auf die Leistungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst aufmerksam zu machen: Tagtäglich leisten wir wertvolle Arbeit und geben für die Gesellschaft unser Bestes, dies verdient Anerkennung und ein Danke, aber auch gute Arbeitsbedingungen für alle. Denn gute gesetzliche Rahmenbedingungen für den Staatsdienst und seine Beschäftigten sind absolut notwendig, um die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes zu wahren und auszubauen.
Wir haben einen kleinen „Blumenstrauß“ der anderen Art zusammengestellt, der verdeutlicht, was wir uns von der Arbeitgeberseite wünschen: 

Neue Kollegen und Kolleginnen

Der Personalmangel macht auch nicht vor dem öffentlichen Dienst halt – dies ist kein Geheimnis. “Dem öffentlichen Dienst fehlen 570.000 Beschäftigte – etwa 20.000 mehr als im Jahr zuvor“, beklagte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 9. Januar 2025. Parallel nimmt die Aufgabendichte zu. Dies Bestätigen die Ergebnisse einer Umfrage des dbb: Zwei Drittel (67 %) aller Beschäftigten geben an, regelmäßig Überstunden oder Mehrarbeit zu leisten, um das Aufgabenpensum zu bewältigen (dbb Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst 2024“). Dies geht nicht spurenlos an den Beschäftigten vorbei. Über die Hälfte der Befragten (55 %) gaben an, sich sehr stark (14 %) bzw. eher stark (41 %) durch ihre aktuelle berufliche Tätigkeit psychisch belastet zu fühlen. Als häufigsten Grund für die Belastung gaben Beschäftigte im öffentlichen Dienst die Mehrarbeit und Überstunden an (53 %). Die anfallende Arbeit muss auf mehr Schultern verteilt werden, deswegen wünschen wir uns neue Kollegen und Kolleginnen!

Wertschätzung für geleistete Arbeit

Es ist an der Zeit, Beschäftigte für ihre Leistungen zu würdigen und sie zu unterstützen. Wertschätzung im Arbeitsalltag hat zahlreiche positive Effekte: sie steigert die Arbeitsmoral, das Wohlbefinden und den Innovationsgeist der Mitarbeitenden und ist ein effektives Mittel der Mitarbeiterbindung. Besonders junge Menschen legen viel Wert auf eine wertschätzende Führungskultur: 36 % der Befragten nannten fehlende Wertschätzung als Hauptgrund für eine Kündigung. Auch bei der Berufswahl bildet die zu erwartende Wertschätzung ein maßgebliches Kriterium (Studie von Pronova BKK, 2023). Es wird deutlich: Eine fehlende Anerkennungskultur können sich Arbeitgebende bei dem hart umkämpften Arbeitsmarkt schlichtweg nicht leisten. und dennoch sieht es in der Praxis leider häufig anders aus. Auch der Motivationsfaktor „Geld“ sollte die öffentliche Arbeitgeberseite nicht vernachlässigen – eine faire Entlohnung und finanzielle Sicherheit ist für junge Menschen sehr wichtig. Wir wünschen uns Wertschätzung für unsere geleistete Arbeit!

Entwicklungsmöglichkeiten

Auch durch das Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen können Leistungen entsprechend honoriert werden. Hierfür bedarf es einer unterstützenden und motivierenden Führungskultur, aber Studienergebnisse zeigen, dass nur jeder fünfte Mitarbeitende durch die Vorgesetzten individuelle Karrieremöglichkeiten aufgezeigt bekommt. Außerdem mangelt es generell häufig an Entwicklungsmöglichkeiten. Jeder zweite Befragte bewertet dies als negativ (Bleibebarometer Next:Public, 2022).

Gerade junge Menschen schätzen die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung als relevant ein und messen daran häufig die Attraktivität eines Arbeitgebers. Daher ist es wichtig, neben dem Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren. Weiterbildungen müssen sich im öffentlichen Dienst als fester Bestandteil der Arbeitswelt etablieren, um den herausfordernden Aufgaben unserer Zeit gerecht zu werden. In der Praxis sind die Ergebnisse jedoch ernüchternd: Der öffentliche Dienst stellt lediglich halb so viel Budget für Weiterbildungen zur Verfügung wie Unternehmen in der freien Wirtschaft (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V., 2021). Zukünftig darf dies jedoch nicht als Kostenpunkt, sondern als Investition in die wichtigste Ressource betrachtet werden. Wir lernen nie aus und Stillstand bedeutet Rückschritt - die Beschäftigten wünschen sich Weiterentwicklung und Optionen zur persönlichen und beruflichen Entfaltung!

Mehr Flexibilität

Neben einer entsprechenden Wertschätzung kommt es in der heutigen Zeit auch auf flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Regelungen an. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes wünschen sich mehr Selbstbestimmtheit, das Thema Arbeitszeit ist ein wichtiger Faktor im Kampf um Nachwuchskräfte. „Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels benötigen wir ein höheres Maß an Arbeitszeitsouveränität und Flexibilität im öffentlichen Dienst. Das ist die klare Erwartung der Beamtinnen und Beamten.“  so Waldemar Dombrowski, zweiter Vorsitzender des dbb. Wenn sie sich die Beschäftigten hinsichtlich ihrer Arbeitszeit etwas wünschen könnten, würde sich jeder dritte Beschäftigte mehr Urlaubstage (33 %), eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit (31 %) oder ein Langzeitkonto zur Ansparung von Arbeitszeit (31 %) wünschen (dbb Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst 2024“).

Auch das Thema Homeoffice ist nicht zu vernachlässigen, 23 % der Befragten wünschen sich die Möglichkeit des mobilen Arbeitens. Arbeitnehmende wünschen sich eine Entkopplung von Arbeits- und Wohnort, doch Studienergebnisse zeigen, dass in vielen Fällen ein Arbeiten aus dem Homeoffice aufgrund von fehlenden durchgängigen digitalen Prozessen (44 %) und fehlenden technischen Endgeräten (27 %) nicht möglich ist (Barometer Digitale Verwaltung, next:public, 2023). Dieser Aspekt führt uns schon zum nächsten Punkt: Der Wunsch nach Digitalisierung.

Digitalisierung und Bürokratieabbau

Digitalisierung ist ein notwendiger Schritt, damit die tägliche Arbeit weniger Zeit und Personal erfordert. Aber Studienergebnisse zeigen, dass über die Hälfte aller Befragten den Digitalisierungsgrad ihrer Stadt oder Gemeinde als eher oder als sehr rückständig einschätzen (56 % Stand 2023, dbb Monitor 2024). Gegenwärtig sind im Schnitt lediglich 175 Leistungen via Onlineservice digital zugänglich – dies sind 400 weniger als geplant (Behörden Spiegel, Juli 2024). Das Beschleunigen und Voranbringen der Digitalisierung im öffentlichen Dienst sieht die dbb jugend thüringen als essenzielle Aufgabe der Entscheidungstragenden, da diese auf allen Ebenen unerlässlich ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Nachwuchs zu gewinnen. Die Möglichkeiten der Digitalisierung bürgen ein unglaubliches Potential, welches Arbeitsprozesse effizienter machen und Mitarbeitende entlasten kann, dies darf nicht ungenutzt bleiben. Auch Ulrich Silberbach betont: „Die Kolleginnen und Kollegen sind hoch motiviert und aufgeschlossen für Veränderungen. Für sie ist das Schneckentempo bei der Digitalisierung ebenso frustrierend wie für die Bürgerinnen und Bürger. Politik sollte dieses Potenzial endlich flächendeckend nutzen. Konzepte und Strategien wurden genug geschrieben. Jetzt ist die Zeit, um zu handeln.“

Auch die Bürokratie stellt ein großes Problem dar: 61 % der Angestellten und Beamten empfinden die Bürokratie im öffentlichen Dienst als zu umfangreich und hinderlich (öffentlicher Dienst News, 2025). Zwar zeigen sich laut dem Jahresbericht des Nationalen Normenkontrollrates (2024) erste Verbesserungen, da sich Kosten und Zeitaufwand für die Umsetzung neuer Gesetze leicht verringert haben, aber Ulrich Silberbach mahnt: „Trotzdem kommen wir von einem sehr hohen Niveau, und das muss weiter und vor allem schneller heruntergeschraubt werden.“ Ein Rechtsstaat braucht Regeln, aber keine Überregulierung. Zur Erleichterung und Effizienzsteigerung des Arbeitsalltages wünschen wir uns eine voranschreitende Digitalisierung und Entbürokratisierung!

 

Der heutige Tag erinnert uns daran, die Bedeutung des öffentlichen Dienstes und alle Beschäftigten von Bund, Ländern und Kommunen zu würdigen. Er erinnert uns daran, dass ein starker öffentlicher Dienst nicht nur heute, sondern 365 Tage im Jahr wichtig ist, denn ein starker öffentlicher Dienst garantiert Stabilität und Verlässlichkeit und ist essenziell für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung. Die zuvor genannten Faktoren, sind nur einige für die wir uns als dbb jugend thüringen einsetzen. Gemeinsam setzen wir uns ein, für einen starken, handlungs- und zukunftsfähigen öffentlichen Dienst!

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