28. Februar 2020

Equal Care Day

Care-Arbeit: Es gibt kaum etwas Wichtigeres

Zum Equal Care Day am 29. Februar 2020 hat die dbb bundesfrauenvertretung erneut die Aufwertung von Care-Arbeit gefordert.

 

„Es stört mich zu tiefst, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Beschäftigte in der Industrie teilweise um ein Vielfaches mehr verdienen als Grundschullehrerinnen, Erzieherinnen und Pflegekräfte. Das ist ein Widerspruch in sich, wenn man bedenkt, dass es kaum wertvollere Arbeit für unsere Gesellschaft gibt, als die fürsorgliche Betreuung unserer Kinder zu Hause und in Kitas, die professionelle Hilfe und menschliche Zuwendung in der Alten- und Krankenpflege oder die tatkräftige Unterstützung von Menschen mit Behinderung bei der Bewältigung ihres Alltags“, kritisiert Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 28. Februar 2020 mit Blick auf den Equal Care Day am 29. Februar 2020.

Hinzu komme, dass ein Großteil der Sorgearbeit im Privaten anfalle, wo sie noch immer „als unbezahlte Selbstverständlichkeit“ in erster Linie von weiblichen Familienmitgliedern übernommen werde. „Für die Betreuung von Kindern und die Pflege von Angehörigen stecken Frauen beruflich noch immer häufiger zurück als Männer. Frauen wenden täglich etwa vier Stunden und 15 Minuten für unbezahlte Care-Arbeit auf, Männer dagegen nur etwa zwei Stunden und 45 Minuten. Das ergibt einen Care Gap von 52,4 Prozent, sprich Frauen verbringen durchschnittlich pro Tag 52,4 Prozent mehr Zeit mit Care-Arbeit als Männer.“ Dafür müssten Frauen deutliche Nachteile in Kauf nehmen, mahnte Wildfeuer: „Wer für die Familie die Arbeitszeit reduziert und oder Telearbeit zur besseren Vereinbarkeit nutzt, mindert die eigenen Chancen auf eine verantwortungsvolle und gut dotierte Position. Auf den Lebensverlauf gerechnet bedeutet das weniger Einkommen und am Ende geringere Alterseinkünfte. Nur wenn wir diese für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt überaus wichtigen Tätigkeiten mehr wertschätzen – im Beruflichen wie im Privaten – und entsprechend entlohnen, können wir langfristig das Gender Care Gap schließen.“

Hintergrund:
Am 29. Februar 2016 fand der Equal Care Day zum ersten Mal statt. Das Datum soll daran erinnern, dass Männer über vier Jahre brauchen, um die Care-Arbeit zu erbringen, die Frauen in einem Jahr geleistet hatten. In diesem Jahr wollen die Initiatorinnen auf einer zweitägigen Konferenz in Bonn das Bewusstsein dafür schärfen, dass Care-Arbeit und Pflege in unserer Gesellschaft allzu oft schlecht bis gar nicht honoriert werden. Am 29. Februar 2020, dem eigentlichen Equal Care Day, sind Betroffene aus der Care-Praxis (beruflich wie privat) sowie Interessierte aus Politik und Wissenschaft zum Austausch und Netzwerken eingeladen.
Mehr dazu unter www.equalcareday.de.

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