11. Juni 2020

Pressemitteilung: tlv zur Öffnung der Grundschulen:

"Die Lehrer wollen arbeiten - aber nicht so"

Im Rahmen einer Video-Medienkonferenz hat sich der Landesvorsitzende des tlv thüringer lehrerverband Rolf Busch heute Vormittag erneut für den Gesundheitsschutz der Lehrer und Erzieher im Freistaat stark gemacht. „Ich bleibe dabei: Die vollständige Öffnung der Grundschulen am 15. Juni gleicht einem großflächigen Feldversuch, bei dem die Landesregierung es billigend in Kauf nimmt, dass sich Kolleginnen und Kollegen mit Covid-19 infizieren.“

Zudem kritisierte der tlv-Landesvorsitzende die Informationspolitik des Kultusministeriums: „Die Schulen haben – Stand heute früh 9:30 Uhr – bisher noch keine Durchführungsbestimmungen zu dem erhalten, was sie ab Montag umsetzen müssen. Es soll wohl inzwischen einen aktualisierten Hygieneplan geben, der uns jedoch noch nicht vorliegt.“

Sorgen und Mehrbelastung

Anhand zweier aktueller Umfragen stellte Busch die derzeitige Lage aus Sicht der Lehrer und Erzieher dar. Laut einer repräsentativen Lehrerbefragung, die das Forsa-Institut im Auftrag des Verband Bildung und Erziehung (VBE) im Mai durchgeführt hat, schätzen angesichts der schrittweisen Schulöffnung 61 Prozent der Lehrpersonen ihre aktuelle Arbeitsbelastung im Vergleich zu der Zeit vor den Schulschließungen als deutlich oder etwas höher ein. Besonders schlagen dabei der erhöhte organisatorische Aufwand, die parallele Betreuung von Lerngruppen zu Hause und vor Ort sowie der hohe Kommunikationsbedarf auch zu Zeiten außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit zu Buche. „Es ist also keineswegs so, dass die Lehrer diese Zeit genossen haben“, so das Resümee des tlv-Landesvorsitzenden. „Die meisten wünschen sich ihr altes Berufsleben zurück!“

Eine weitere, nicht-repräsentative Umfrage, die der tlv Ende Mai unter seinen Mitgliedern durchführte, zeigte zudem die Sorgen der Lehrer und Erzieher auf. Hierbei mussten die Befragten sich für nur eine Antwortmöglichkeit entscheiden. „Insgesamt steht mit 30 Prozent die Angst davor, dass Familienangehörige erkranken, an erster Stelle. Bei den sogenannten Risikogruppen ist erwartungsgemäß die Sorge vor der eigenen Ansteckung am größten, diese wählten 37 Prozent.“ Auf dem zweiten Platz stehe jedoch auch hier schon die Angst vor der beruflichen Überlastung aufgrund der Corona-Pandemie. „Es ist erschütternd, dass fast jede vierte der von uns befragten Risikopersonen mehr Angst vor der beruflichen Überlastung als vor dem Virus hat.“

„Hygiene und Entlastungen!“

Um das persönliche Belastungsempfinden im Hinblick auf die Pandemie dauerhaft zu senken, so Busch, sei aus Sicht der Lehrer und Erzieher die konsequente Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsstandards am Arbeitsplatz Schule notwendig. „Allerdings zeigt die Forsa-Umfrage, dass weniger als 60 Prozent der Grundschulen ausreichend mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln ausgestattet sind. Und nur gut ein Drittel der Grundschulen geben an, dass im Zuge der schrittweisen Öffnungen der Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen Lehrern und Schülern gewahrt werden kann.“

Für die weiterführenden Schulen, die vorerst das sogenannte Wechselmodell beibehalten, seien laut der Forsa-Befragung hingegen Maßnahmen zur Entlastung der Lehrpersonen nötig. „An den Gymnasien wünschen sich 57 Prozent der Kollegen, nicht gleichzeitig für Lerngruppen zu Hause und in der Schule zuständig zu sein. Und in den Haupt-, Real- und Gesamtschulen geben 59 Prozent an, dass die Schüler dringend mit digitalen Endgeräten ausgestattet werden müssen, damit eine Entlastung spürbar wird.“

Fazit: „Die Lehrer wollen arbeiten“

Die Öffnung der Grundschulen zum 15. Juni, so Busch, sei letztendlich ein Schritt in die Richtung, die auch der tlv anstrebe. „Wir wollen eine verlässliche Schule, die wieder feste Strukturen schafft und der enormen Mehrbelastung der Lehrer ein Ende macht. Die Lehrer wollen arbeiten – aber eben nicht so. Wir brauchen zuverlässige Schutzkonzepte. Diese sind aus unserer Sicht bisher nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Der Schutz aller Beteiligten muss nach wie vor an allererster Stelle stehen.“

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