24. September 2024

Fachveranstaltung

Lebenslagenbericht junger Menschen in Thüringen

Anfang September veröffentlichte das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport den Ersten Lebenslagenbericht junger Menschen in Thüringen. Dazu fand am 19. September eine Fachveranstaltung statt, an der 149 Interessierte teilnahmen.

Nach einem digitalen Grußwort durch Minister Helmut Holter stellte ein Mitarbeiter der Firma Ramboll, welche an der Erstellung des Berichts beteiligt war, wesentliche Ergebnisse vor.

Der Bericht basiert auf der Analyse vorhandener Daten sowie einer Befragung junger Menschen. Dieser Ansatz soll die Lebensrealitäten junger Menschen in Thüringen differenziert darstellen und zu einer besseren Kinder- und Jugendpolitik beitragen. Die Ergebnisse zeigen, dass Thüringen vor Herausforderungen steht, die das Aufwachsen junger Menschen beeinflussen. Außerdem weisen die Ergebnisse auf notwendige Maßnahmen hin, welche Chancengerechtigkeit fördern und junge Menschen unterstützen sollen. Die Handlungsempfehlungen lassen sich grob in 5 Felder einteilen:

  • Teilhabe-, Beteiligungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien stärken und ausbauen
  • Unterstützungsleistungen für Familien dort bekannt machen, wo sie gebraucht werden und Beantragung vereinfachen
  • Medienbildung fördern, den Digitalisierungsprozess der Thüringer Schulen monitoren, Lücken identifizieren und bei Bedarf nachrüsten
  • Psychische Entlastungs- und Unterstützungsangebote für junge Menschen ausbauen
  • Freiwilligendienste im Sozial- und Gesundheitsbereich attraktiver machen

Im Anschluss der Ergebnispräsentation folgte eine Gesprächsrunde, in der ein Vertreter des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport mit sieben jungen Menschen ins Gespräch kam. Schnell wurde deutlich, dass die jungen Menschen viel Verbesserungsbedarf bzw. Erweiterungsbedarf bezüglich der Handlungsempfehlungen sehen. Beispielsweise forderten sie, dass Politiker und Politikerinnen Wünsche und Anliegen junger Menschen tatsächlich ernst nehmen und Scheinbeteiligungen vermieden werden müssen. Junge Menschen seien politisch interessiert und müssen ernst genommen werden: „Wir sind mit dem Vorurteil der Politikverdrossenheit immer sehr schnell dabei, dies entspricht nicht der Realität.“ äußerte sich eine junge Stimme und fordert Entscheidungstragende dazu auf, die Handlungsempfehlungen auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abzustimmen. Denn „Die Herausforderungen vor denen junge Menschen stehen, betreffen uns alle!

Anschließend konnten die Teilnehmenden der Fachveranstaltung an zu den Handlungsfeldern passenden Workshops teilnehmen. Auch hier wurde schnell deutlich, dass ein durchaus größerer Handlungsbedarf und ein allumfassender Ansatz als notwendig erachtet werden.  Nun heißt es dies umzusetzen. Auch Minister Holter versteht den Bericht als ein Aufruf zum Handeln. „Er soll nicht nur informieren, sondern auch inspirieren und motivieren, gemeinsam für eine bessere Zukunft der jungen Generation in Thüringen zu arbeiten. Ich lade Sie ein, sich mir bei diesem wichtigen Anliegen anzuschließen.“ so Holter.

Ein für die dbb jugend thüringen alarmierendes Ergebnis des Berichts ist die Erkenntnis, dass junge Menschen in Thüringen insgesamt ein geringes Vertrauen in die Parteipolitik und das demokratische System haben. Diese Wahrnehmung hängt häufig damit zusammen, dass viele Jugendliche der Ansicht sind, keinen oder nur wenig Einfluss auf die Politik zu haben. Obwohl sie grundsätzlich an politischer Mitbestimmung interessiert sind, nutzen viele junge Menschen die verfügbaren Beteiligungsformen nur in geringem Maße. Möglicherweise liegt das daran, dass sie bezweifeln, dass ihre Meinungen ernst genommen werden und echte Einflussmöglichkeiten bestehen. Daher ist es umso wichtiger, Jugendliche umfassender über ihre Rechte und Möglichkeiten zur politischen Beteiligung zu informieren und diese transparent zu gestalten. Die dbb jugend thüringen bildet als Jugendverband einen Ort, an dem Demokratie gelebt wird und möchte auch zukünftig junge Menschen dafür begeistern, sich einzusetzen und aktiv zu werden.

 

Hier geht es zum Bericht: Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (Hrsg.): Erster Lebenslagenbericht junger Menschen in Thüringen, Erfurt 2024

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