23. April 2025

NachWuchsKampagne

Man muss keine Bäume ausreißen, um den öffentlichen Dienst attraktiver zu machen.

Der Demografische Wandel und das damit verbundene zukünftige Ausscheiden zahlreicher Mitarbeitenden sowie das steigende Aufgabenpensum stellt den öffentlichen Dienst vor die Herausforderung, eine neue Generation als Beschäftigte auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt für sich zu gewinnen. Damit dies gelingt, muss der öffentliche Dienst attraktive Arbeitsbedingungen für junge Menschen bieten. In der Praxis scheint dies nicht ausreichend gut zu gelingen:

Umfragen-Ergebnisse zeigen, dass der öffentliche Dienst nicht pro forma als attraktiver Arbeitgeber bei der jungen Generation gilt, nur weil dies vielleicht die vergangenen Jahre so war. Knapp ein Viertel (24,14 %) der jungen befragten Menschen gaben an, dass sie den Staat als nicht oder eher nicht attraktiver einschätzen als private Unternehmen und 17 % gaben sogar an, dass sie sich nicht vorstellen können im öffentlichen Dienst zu arbeiten (Brandes, Grünberg, Thiel, VBI, Zeitschrift für öffentliches Rest und öffentliche Verwaltung 9/2024). Die Gründe für die wahrgenommene Unattraktivität des öffentlichen Dienstes sind eindeutig: Der öffentliche Dienst wird als zu starr und unflexibel eingeschätzt. Die strengen Regeln und das erschwerte Wechseln von Berufsfeldern und/oder Bundesländern schrecken junge Menschen ab. Auch die Einseitigkeit, das hohe Durchschnittsalter künftiger Kolleg*innen sowie komplizierte Zugangsmöglichkeiten (Bsp. bürokratische Hindernisse, amtsärztliche Untersuchungen) begünstigen die wahrgenommene Unattraktivität.

Betrachtet man die Aspekte, welche einen Arbeitgeber zu einem attraktiven Arbeitgeber machen, lassen sich erste Vermutungen anstellen. So stehen für die Befragten an erster Stelle eine gute Bezahlung, an zweiter Stelle flexible Arbeitszeiten / Persönliches Zeitmanagement bzw. die Möglichkeit der Teilzeitarbeit und an dritter eine angenehme Arbeitsatmosphäre (abwechslungsreiche Tätigkeit, Spaß an Arbeit und Aufgaben). Allerdings zeigen die Ergebnisse der Onlineumfrage des Bayrischen Beamtenbunds e.V. (Stand: 2024) dass ein Großteil der Beschäftigten den öffentlichen Dienst als nicht attraktiv empfinden (lediglich 19,3 % gaben ab, dass der Staat ein eher attraktiver bzw. sehr attraktiver Arbeitgeber ist). Dies lässt resümieren, dass zuvor genannte Aspekte im öffentlichen Dienst mangelhaft umgesetzt werden. Die Unzufriedenheit bestätigen auch Zahlen aus dem Bleibebarometer (Next:Public, 2022): 80 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst können sich vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln – knapp ein Drittel gar zu einem Arbeitgeber in der Privatwirtschaft.

Demnach ist es nicht verwunderlich, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst auch denken, dass potenzielle Fach-/Nachwuchskräfte den öffentlichen Dienst als unattraktiven Arbeitgeber empfinden. Auf die Frage „Denken Sie, dass potenzielle Fach-/Nachwuchskräfte den öffentlichen Dienst als attraktiven Arbeitgeber empfinden?“ haben 49,8 % mit „Nein, eher nicht“ und 19,6 % mit „Nein, auf keinen Fall“ geantwortet (Onlineumfrage Bayrischer Beamtenbund e.V., 2024).

Diese Ergebnisse sind alarmierend, denn der öffentliche Dienst hat durchaus Vorteile zu bieten: sei es die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Möglichkeit etwas zum Allgemeinwohl beizutragen, die Arbeitsplatzsicherheit oder die Absicherung im Alter. Doch scheinen diese nicht ausreichend, um eine positive Attraktivitätswahrnehmung zu verursachen. Betrachtet man die Motive für eine Arbeitsplatzwahl sowie Faktoren, welche den öffentlichen Dienst attraktiver machen würden, wird jedoch deutlich, dass man im übertragenen Sinne „Keine Bäume ausreißen muss“, um den öffentlichen Dienst attraktiver zu machen. Bestehende Vorzüge müssen ausgebaut und verstärkt werden. Insbesondere eine Verbesserung der Bezahlung, der Abbau der Bürokratie und die Verbesserung der technischen Ausstattung sowie der Abläufe könnten das Image des Staates als Arbeitgeber verbessern. Die Teilnehmenden der Onlineumfrage (Bayrischer Beamtenbund e.V. 2024) nannten auf die Frage „Was müsste man stärker betonen bzw. wo müsste man ansetzen, um die Chancen bei der Fachkräfte-/ Nachwuchsgewinnung zu verbessern?“ beispielsweise folgende Aspekte:

  • Mehr Kreativität, „das Gefühl, sich einbringen zu können“
  • Mehr Flexibilität
  • Modernisierung und mehr Digitalisierung, weniger Bürokratie, um den Erwartungen junger Leute gerecht zu werden
  • Aktivere und ansprechende Werbung (auch für weniger bekannte Berufe), mehr Präsenz an Schulen
  • Heimatnahe Beschäftigung

Auch junge Menschen nannten zahlreiche Faktoren, welche umsetzbar wären und die Attraktivität des öffentlichen Dienstes steigern würden (Grünberg, Thiel, VBI, Zeitschrift für öffentliches Rest und öffentliche Verwaltung 9/2024):

  • (ausländische) Studienabschlüsse anerkennen
  • Einstiegshürden abbauen
  • Einkommen anheben, bessere monetäre Unterstützung in der Ausbildung
  • Flexibilität, Möglichkeiten Laufbahn zu wechseln

Abschließend lässt sich festhalten, dass der öffentliche Dienst Maßnahmen ergreifen muss, um als attraktiv zu gelten und sein Image stärken muss, um Mitarbeitende zu gewinnen (und zu halten). Motive, die zu einer Arbeitsplatzwahl führen, müssen hierfür analysiert, implementiert und evaluiert werden. Hierbei ist es essenziell, junge Menschen und deren Beweggründe zu berücksichtigen und den Mut bzw. Willen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen nicht zu verlieren, denn wie Studienergebnisse und der Dialog mit Beschäftigten bzw. mit jungen Menschen zeigt: Man muss „keine Bäume ausreißen, um den öffentlichen Dienst attraktiver zu machen“.

Wir als dbb jugend thüringen wünschen uns auch zukünftig den Austausch mit der Arbeitgeberseite und setzen uns für einen starken und attraktiven öffentlichen Dienst ein!

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