04. Februar 2022

Gedanken der Landesjugendvorsitzenden dbb jugend thüringen

Modernes Berufsbeamtentum

Das Berufsbeamtentum wirkt nach außen oft wie ein verworrenes komisches System. Keiner weiß so richtig was wir im öffentlichen Dienst eigentlich machen. Natürlich kennt jeder die Feuerwehr und Polizei, dann hört es aber auch oft schon auf.

Wir müssen nach außen hin offener, moderner und durchschaubarer werden. Die Corona- Pandemie hat uns ganz klar gezeigt wo Probleme liegen, welche Bereiche viel und welche Bereiche weniger zu tun haben.

 

Hat man weniger Aufgaben kann man natürlich leichter in anderen Bereichen aushelfen. Das zeigt auch das wir als öffentlicher Dienst schon flexibel reagieren können.

Das Bild der Beamten ist auch immer von dem Bild der Verwaltung abhängig.

Zumindest in Thüringen ist das wirklich sehr veraltet:

- Gebäude die gefühlt auseinanderfallen

-  Technik bei der junge Menschen schreiend wegrennen, weil es in Schritt zurück in die Steinzeit ist

-  Nach wie vor Präsenzpflicht in vielen Stellen, keine Möglichkeit von Homeoffice

-  Schlechte Infrastruktur, die es fast unmöglich macht aus abgelegeneren Bereichen gut an die Dienststelle zu gelangen

-  Schlechtes Führungsverhalten

Um einige dieser Probleme zu lösen müsste erstmal massiv investiert werden, damit wir dem Bild einer modernen Verwaltung entsprechen. Wir können in vielen Bereichen nicht mal E-Mails an die Bürger schicken.

Anträge stellen, Termine vereinbaren und  Dokumente einreichen sollte in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes möglich sein. Davon sind wir hier noch weit entfernt.

Dafür ist es nötig, dass es in allen Behörden Internet und auch W-Lan gibt. Gern auch für die öffentliche Nutzung.

Wenn man von außen aus der Sicht des Bürgers auf den öffentlichen Dienst schaut, sollte man wieder Stellen in den kleineren Städten einrichten an denen Bürger, gerade die älteren die nicht so technikaffin sind, ihre Anträge einreichen, Fragen stellen und generell mit ihren Problemen hinkommen können.

Es sollte möglich gemacht werden, dass die Bundesländer ihre Nachwuchskräfte auch wieder selbstständig ausbilden. Am besten an einem festen Standort. (oder je nach Größe des Bundeslandes auch an mehreren). Das kann gern als „Akademie des öffentlichen Dienstes“ funktionieren.

Zusätzlich können wir im öffentlichen Dienst als Praktika Partner für externe Studiengänge fungieren. In Dänemark gibt es ein Modell, das es Studenten ermöglicht in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Dienstes den praktischen Teil ihres dualen Studiums zu absolvieren.

Ebenfalls ist es nötig auch motivierten jungen Menschen, ganz egal welcher Laufbahn, die Möglichkeit zu geben an den Berufsschulen des öffentlichen Dienstes zu unterrichten. Es ist so wichtig das an den Schulen Dozenten unterrichten die den Bezug zur Praxis noch nicht verloren haben.

Als weitere Möglichkeit können Ausbildungsämter (und damit sind nicht die Dienststellen gemeint an denen der praktische Teil der Ausbildung absolviert wird) eingeführt werden.

Diese sollen als Stellen dienen um den Auszubildenden Dinge/ Arbeitsvorgänge zu zeigen die in der Praxis nicht alltäglich, aber wichtig sind. Oftmals ist es so, dass man nach der Ausbildung viele Dinge noch nie gesehen hat, einfach weil diese zum Zeitpunkt der Praxisphase nicht angefallen sind.

Unsere Führungskräfte sind schlichtweg nicht gut als Führungskraft ausgebildet. Es sollte bei der Auswahl der Führungskräfte nicht nur auf die Abschlussnote der Ausbildung geachtet werden. Als Führungskraft ist eben nicht nur eine gute Abschlussnote erforderlich. Die Auswahl sollte nach dem klassischen Schema Leistung, Eignung und Befähigung funktionieren. Das wird nach außen zwar immer so gespiegelt, aber nach dem Empfinden der Beschäftigten ist dem nicht so.

Es kommt nicht nur auf das Fachwissen an, sondern eben auch auf persönliche Fähigkeiten. Empathie, Engagement, Leistungsbereitschaft, die Fähigkeit seine Mitarbeiter zu motivieren und eben auch Probleme zu erkennen und diese zielorientiert zu lösen.

Auch die Beförderung muss im öffentlichen Dienst wieder nach Leistung, Eignung und Befähigung erfolgen. Auch wenn das hart klingt, vielleicht ist jemand für eine Stelle besser geeignet der eben noch nicht mit der Beförderung an der Reihe ist.  Wenn man in einem Jahr eine gute Beurteilung erhalten hat, kann die nächste nicht einfach wieder schlecht sein.

Jeder Mensch im öffentlichen Dienst muss die Möglichkeit haben Fortbildungen zu erhalten. Führungskräfte, Mitarbeiter und junge Menschen die gerade mit der Ausbildung fertig geworden sind. Der Mensch lernt ein Leben lang, so abgedroschen das auch klingen mag. Fortbildungen werden in Thüringen selten bis nie an die Beschäftigten vergeben die diese Fortbildung auch brauchen und auch wirklich besuchen wollen.

Wenn junge Menschen sich Fortbilden und Weiterentwickeln möchten ist es die Pflicht unseres Dienstherren dies auch zu ermöglichen. Sei es über den Aufstiegslehrgänge oder Maßnahmen die für einen speziellen Dienstposten benötigt werden.

Bei Bedarf sollte es im öffentlichen Dienst möglich sein auch in andere Ressorts zu wechseln. Gerade junge Menschen verlassen den öffentlichen Dienst da sie feststellen, dass ihnen ein anderes Fachgebiet besser liegt und sie im öffentlichen Dienst eben keine Möglichkeit sehen in einen anderen Bereich zu wechseln.

Die Ausbildung sollte neustrukturiert werden. Der Wechsel zwischen Theorie- und Praxisphasen sollte regelmäßiger sein. Teilweise 8 Monate am Stück in der Praxis sind nicht zielführend, genauso verhält es sich auch bei den Theoriephasen. Durch einen regelmäßigeren Wechsel kann das in der Theorie erworbene Wissen zeitnah in der Praxis umgesetzt werden. In der freien Wirtschaft ist das seit Jahren möglich.

Jeder muss gerecht bezahlt werden. Es ist nach wie vor so, dass Besoldung nicht zu den Anforderungen und Vorgaben passt. Daher muss die Besoldung immer noch geprüft und neu berechnet werden.

Die Work- Life Ballance wird immer wichtiger. Daher muss die wöchentliche Arbeitszeit am besten Bundeseinheitlich auf 38h reduziert werden.

Das Bewerbungsverfahren muss reformiert werden. Es gibt bereits es Verfahren bei dem alle Bewerbungen an eine zentrale Stelle geschickt werden. Nach dem Einstellungstest werden die Bewerber dann nach den Leistungen an die passende Stelle verwiesen. Das System sollte am besten in allen Bundesländern eingeführt werden.

Wir hoffen, dass wir mit unseren Gedanken und Vorstellungen zu einem modernen, jüngeren und durschaubareren Berufsbeamtentum beitragen können.

zurück