24. November 2021

tbb frauenvertretung

Rückblick: Frauenseminar "Nein sagen" in Erfurt

Wer "NEIN" zu etwas sagt, meint in der Regel "JA" zu etwas anderem. Einem anderen Projekt, einer anderen Aufgabe oder einfach zu mehr Zeit für sich. Und das gilt auch umgekehrt.

Diese JA/NEIN- Medaille begleitete die Teilnehmerinnen während des Frauenseminars vom 19. bis 20. November 2021 in Erfurt. Unter dem Titel „Ein schweres Wort mit vier Buchstaben: NEIN“ trafen wir uns, natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln, mit unterschiedlichen Erwartungen. Wollten die einen Tipps und Strategien erhalten, wie sie zukünftig eher mal „NEIN“ sagen, ging es anderen auch darum, wie sie ihr „NEIN“ besser verpacken.

 

Gemeinsam mit der Dozentin Dr. Andrea Fink-Jacob erarbeiteten wir Gelingensfaktoren für das NEIN-Sagen. Wichtig dabei ein klares Ziel, sich Bedenkzeit erbeten und dann mit guten Argumenten, ohne sich zu rechtfertigen antworten. Klingt gut und doch häufig so schwer in der Umsetzung. Und dann macht es uns das Gegenüber nicht immer einfach. Da soll man jetzt, sofort und gleich entscheiden. Im Arbeitsfeld spielen Machtverhältnisse zudem eine wichtige Rolle. Natürlich sind wir ebenfalls durch unsere Erziehung und die Gesellschaft geprägt.

Ganz zu schweigen von den Manipulationen des Fragenden durch Schmeicheleien oder Erzeugen von Mitleid und Schuldgefühlen wie:

„Keiner kann das so gut wie du“,

„Bei Ihnen kann ich mich darauf verlassen, dass alle klappt!“,

„Wenn du mir nicht hilfst, dann weiß ich nicht mehr weiter!“ oder

„Also wenn du jetzt auch noch NEIN sagst, dann können wir das ganze Projekt vergessen“.

Wichtig ist, so schwer es uns auch fällt, ansprechen, dass wir so etwas als Manipulation empfinden.

Manchmal müssen wir uns an die eigene Nase fassen, weil wir mal wieder denken, dass niemand anders es so gut machen kann, wie wir selbst. Wir Angst haben durch unser NEIN an Ansehen zu verlieren oder dass uns das Gegenüber für egoistisch hält.

Es war dabei gut zu erfahren, dass nicht nur einem selbst so ergeht.

Andererseits berichteten die Teilnehmerinnen von Situationen, in denen es ihnen das NEIN gelungen ist. Wie stolz wir auf uns selbst waren, im Gegenzug auch Respekt für unser NEIN geerntet haben. Ein NEIN kann der Selbstfürsorge dienen. Jeder hat eine Belastungsgrenze, jeder verdient Zeit für sich und jeder darf NEIN sagen.

Wir haben erfahren, dass gerade bei Adhoc-Situationen unser Körper oftmals kein Verbündeter ist. Fühlen wir uns gestresst oder angegriffen, weicht das Blut vom Kopf in die Beine, der Fluchtinstinkt setzt ein. Die besten Gegenargumente fallen uns erst ein, wenn wir wieder draußen stehen.
Jetzt können wir uns darüber ärgern oder wir lernen daraus. Wir müssen uns die Argumente und Antworten aufschreiben. So erinnern wir uns beim nächsten Mal vielleicht und parieren den Überrumpelungsversuch. Wie sagte schon Rudi Carrell: „Jedes Ass was man aus dem Ärmel zieht, muss man vorher reingesteckt haben!“

Dank der Dozentin und der regen Diskussion gehen wir aus dem Seminar mit einem Werkzeugkoffer voller Tipps und Strategien sowie der Erkenntnis, dass unser NEIN eine bewusste Entscheidung ist.

Es ist übrigens erlaubt, ein NEIN in ein JA zu wandeln und umgekehrt, wenn sich die Umstände ändern.

Am Samstag bekamen wir dann noch einen sehr interessanten Vortrag von René Plathe (BB Bank) zu den Themen Erben und Vererben sowie Vollmachten und Patientenverfügung. Themen über die wir ungern nachdenken, obwohl sie wichtig sind. Manchmal geht es schneller als man denkt. Wir empfehlen sich frühzeitig Gedanken zu machen.

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