Ausbildungsinitiative des tbb
Freistaat behandelt Ausbildung im Öffentlichen Dienst stiefmütterlich
Den letzten Platz bundesweit belegt seit Jahren der Freistaat, vergleicht man die Ausbildungsquote des Öffentlichen Dienstes an der Zahl aller Beschäftigten: Hier sind es 4 von 100 Auszubildende, beim Klassenprimus Baden-Württemberg mit 8 von 100 doppelt so viele.
Deshalb forderte der Thüringer Beamtenbund (tbb) schon seit Jahren ein Umdenken des größten Arbeitgebers im Freistaat: „Thüringen lässt die Ausbildung im Öffentlichen Dienst ausbluten“, mahnte Landesvorsitzender Schönborn 2020. Thüringens Öffentlicher Dienst lag damals schon mit einer Ausbildungsquote von 3,3 % an letzter Position im Ländervergleich.
Seit gut zwei Jahren fordert der tbb, einheitlich und frühestmöglich alle Ausbildungsangebote im Landesdienst auszuschreiben, die Zahl der Ausbildungsplätze in allen Bereichen zu erhöhen, die Angebote fürs duale Studium auf weitere Bereiche auszudehnen und die Anwärter- und Referendarausbildung für alle Laufbahnen und Werbeoffensive für die Berufe im Öffentlichen Dienst wieder einzuführen.
Schönborn zieht eine Zwischenbilanz: „Die einheitlichen Stellenausschreibungen erfolgen neuerdings zwar rechtzeitig und die Anwärter- und Referendarausbildung für alle Laufbahnen gibt es wieder. Aber weiterhin wird viel zu wenig ausgebildet, berücksichtigt man u. a. nicht die Abbrecherquote.“ Deshalb müsse über Bedarf ausgebildet werden, weil man sonst keine (Besten-)Auswahl hat. Zudem wird nicht berücksichtigt, dass einige Azubis und Studenten nach der Ausbildung den Freistaat Thüringen verlassen, „da auch die Bezüge geringer als im Rest der Republik ausfallen“, so der tbb-Landesvorsitzende.
Die Situation sei ernst, ernster noch als vor zwei Jahren. Die Zeit vergehe und nur zu wenig ändere sich. Da sei es kontraproduktiv, wenn die Landesregierung suggeriert, die Zahl der Ausbildungsplätze sei sensationell gestiegen. „Ist sie – um 478 Plätze von 2.540 im Vorjahr auf nun 3.018.“
Auch bei den technischen und naturwissenschaftlichen Fachverwaltungen drohe Personalnot: „Die Studierendenzahlen decken nicht die jährlichen Abgänge in den Fachverwaltungen, um Wiederbesetzungen erfolgreich durchführen zu können“, so Schönborn.
Dies schade langfristig dem Wirtschaftsstandort Thüringen: Er werde unattraktiver und er werde zudem unflexibler, unbeweglicher – schlicht, weil das Personal fehle.
Schönborn schlägt deshalb vor, das Duale Studium auf weitere Bereiche auszudehnen, die Attraktivität der Arbeitgebermarke „Öffentlicher Dienst“ zu erhöhen und eine „durchschlagend gute“ Werbeoffensive für Berufe im Öffentlichen Dienst in Thüringen vor.
Zusätzlich benötige es gute Ausbilder:innen, die mit Geduld, Zeit, Herz und Energie die jungen Menschen für den Öffentlichen Dienst begeistern, fördern und fordern sowie dem Personal von morgen die Idee eines modernen Berufsbeamtentums vermitteln.
In den nächsten Jahren kommen richtungsweisende digitale und interkulturelle Prozesse auf den öffentlichen Dienst zu. Thüringen sollte die Chance und das Potenzial der digitalen Generation für sich erkennen und die Ausbildung, das Studium offen, kreativ und als Riesenchance erkennen.
Um den Gordischen Knoten in Sachen Ausbildung zu lösen, stehe er jederzeit zu Gesprächen bereit, unterstrich der Landesvorsitzende des Thüringer Beamtenbund (tbb).
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